Gespräch unter Freundinnen –
Was ist wertschätzende Kommunikation?


Meine Freundin Julia fragte mich vor Kurzem: Was erzählst du einen ganzen Seminartag zum Thema „Wertschätzende Kommunikation“?

Als ich ihr entgegnete, dass ich darüber sicherlich mehrere Tage sprechen könne, schaute sie mich mit verwundertem Blick an. Ihre Antwort: „Mit den Worten `Guten Tag, Auf Wiedersehen, Bitte und Danke` komme ich immer gut durch.“

Ich musste zugebenermaßen leicht schmunzeln und erwiderte: „Stimmt, mit diesen Worten kommen wir im Leben durch, aber vermutlich nicht weiter.“

Julia wurde neugierig und wollte mehr wissen: „Was ist dann wertschätzende Kommunikation genau?“

 

Worte können Fenster sein oder Mauern. (Marshall B. Rosenberg)

Unsere Worte wirken. Sie trennen oder verbinden einander. Mit ihnen errichten wir Mauern oder öffnen Fenster.

Es liegt in unserer Hand, welche Worte wir wählen und wie wir sie sagen. Wir entscheiden darüber, wie wir zu unserem Gegenüber stehen.

Denke bitte über folgende Fragen nach:

  • Wie ist deine Haltung gegenüber deinen Mitmenschen?
  • Wie stellst du sicher, dass sich dein Gesprächspartner verstanden fühlt?
  • Wie gelingt es dir unangenehme Dinge anzusprechen?

 

Wertschätzende Kommunikation ist eine Sprache, die verbindet und Beziehungen so gestaltet, dass jeder davon profitiert.

Wir müssen wieder lernen mehr über unsere Bedürfnisse und Gefühle zu sprechen. Vor allem in schwierigen Gesprächen bringt uns diese Art der Kommunikation voran und kann dazu auch heilsam sein.

Oft assoziieren wir Kritikgespräche als negative Botschaft. Ich hingegen möchte meinen Teilnehmern mitgeben, Kritik positiv gegenüber zu stehen

Julia sieht mich entsetzt an: „Kritik ist doch niemals positiv.“

Ich hingegen: „Wenn sie richtig, damit meine ich konstruktiv, ausgesprochen wird, dann ist Kritik sehr wohl positiv. Sie bringt uns in unserem persönlichen Wachstum weiter. Kritik regt uns an, über uns zu reflektieren und unseren blinden Fleck zu verringern. Wir können entscheiden, was wir mit dem Feedback machen. Kritik ist auch immer Feedback. Wir nehmen die Rückmeldung an, denken darüber nach und ändern entweder unser Handeln oder belassen es für uns.

Julia: „Ja das hört sich toll an, aber in der Praxis funktioniert es nicht, weil sich die Menschen immer gleich angegriffen fühlen.“

Ich: „Wie so immer im Leben – es kommt drauf an und zwar, wie du gewisse Dinge ansprichst. Dabei solltest du folgendes beachten:

  • Beschreibe deine eigene Wahrnehmung, so wie du eine Situation beobachtet hast. Es kann gut sein, dass dein Gesprächspartner die komplett gleiche Situation völlig anders bewertet.
  • Sprich daher bewusst in der ICH-Form wie beispielsweise „Mir ist aufgefallen, dass…“
  • Fühle dich in dich hinein und verdeutliche welche Gefühle du mit dieser Situation/diesem Zustand verbindest. „Ich bin enttäuscht, weil…“
  • Erkläre deinem Gesprächspartner auch, welche Auswirkungen seine Handlungen womöglich auf dich haben. „Ich muss viele Überstunden machen, wenn du früher als geplant nachhause gehst.“

Die oben genannten Botschaften regen dein Gegenüber zum Nachdenken an. Es wird zu keiner Rechtfertigung kommen.

Dies ist die Basis für einen gemeinsamen Konsens und dabei lernen wir die Gefühle und Wünsche/Werte unserer Mitmenschen kennen.

Wenn wir uns bewusstwerden, welche Wirkung unsere Worte haben und diese bedacht, vor allem in herausfordernden Gesprächssituationen, einsetzen, dann leisten wir einen unschlagbaren Beitrag für ein erfolgreiches Miteinander.

Doch wertschätzende Kommunikation ist noch so viel mehr….

Julia: „Das hört sich spannend an, ich komme zu dir ins nächste Seminar“